Okay, ich habe rumüberlegt, gescrollt, geklickt und dabei festgestellt, dass es wirklich nicht leicht ist, sich eine Szene auszusuchen, lach.
Aber ich dachte, ich werfe mich auch mal fröhlich in die Runde und übernehme vielleicht mal eine der Herausforderungen hier!
Nun, nach langem Überlegen - und die ständige Stimme im Hinterkopf ignorierend, die ängstlich schreit: Was, wenn der andere es besser macht? - habe ich mich für eine Szene mit dem hübschen Unbekannten entschieden
Ich dachte, es hat was, sich nur aus Fetzen etwas zusammenzusammeln. Das würde mir dann auch zeigen, wie gut ich seinen Chara bisher habe einfangen können und mich danach vielleicht daran arbeiten lassen.
Die Szene stammt aus Kapitel 6. Er hat gerade bei Elizabeth im KH einen kleinen Kampf hinter sich gebracht.
Viel Spaß
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Grübeln mit dem Unbekannten
Mit zusammengezogenen Augenbrauen stand er über die Schüssel mit Wasser gebeugt und überlegte, ob es sinnvoll wäre, Kontakt zu Isaiah aufzunehmen. Er war sich sicher, dass sein Oberhaupt bereits über die
Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Elizabeth im Krankenhaus Bescheid wusste. Isaiah hatte seine Augen überall.
Nur wollte er ihn wirklich um Hilfe bitten? Das Ratsmitglied hatte ihm diese Aufgabe nicht ohne Grund zugeteilt. Und er war inzwischen erfahren genug, das ganze alleine wieder gerade zu biegen.
Entschlossen schnappte er sich die volle Wasserschüssel und kippte den Inhalt in die Spüle der Küche. Die Schüssel stellte er zurück auf die Anrichte.
Ich bin definitiv in der Lage dazu, das alleine zu lösen. Das bedarf nur eines guten Plans.Von der Küche aus lief er durch das Esszimmer ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Gedankenverloren ließ er seinen Blick durch die Wohnung streifen. Es war alles sehr karg und pragmatisch eingerichtet, nur das Nötigste vorhanden. Der Wohnzimmertisch, die Couch auf der er saß und ein Sessel waren das einzige, was diesen Raum mit Leben füllte. Im Esszimmertisch stand ein stabiler Holztisch aus dunkler Eiche, flankiert von zwei Stühlen in derselben Farbe mit altmodischen Sitzkissen und hohen Lehnen. Einzig die Küche, das Schlafzimmer und das Gästezimmer waren halbwegs akzeptabel ausgestattet. Insgesamt bewiesen die leicht vergilbten Wänden und der zerkratzte Parkettboden aber den Gebrauch dieser Wohnung. Die schweren bordeauxfarbenen Samtvorhänge an den Wänden dienten eher dem Sichtschutz, als der Dekoration. Die erste Etage war nicht hoch genug, um alles verbergen zu können. Da lebte es sich angenehmer, die Einsicht von der Straße aus für neugierige Augen zu verdecken.
Wurde auch Zeit dass Isaiah feste Wohnungen in dieser Welt für uns beschafft, so oft wie wir in letzter Zeit hierhin ausrücken. Auch wenn die in Italien deutlich mehr Charme und Flair aufgewiesen hatte…Er lehnte sich zurück und legte seine Hände auf der Sitzfläche ab, als seine linke Hand auf Papier stieß. Neben ihm lag sein Block mit Ideen und Strategien, die aus dem Lehrbuch stammen könnten. Doch das Lehrbuch hatte ihm nie wirklich geholfen. Er vertraute lieber auf seinen Instinkt. Trotz allem griff er danach, blätterte zum wohl hundertsten Mal seine Notizen durch.
»Ihr Vertrauen gewinnen und die Situation erklären. « Klasse, wenn ich den Drang habe in Pulver verwandelt zu werden, kann ich das auch leichter haben…
»Durch ihre Freundinnen ihr Vertrauen gewinnen. « Das ist momentan noch die vielversprechenste Möglichkeit. Auch wenn die Auswahl da recht eingeschränkt ist.Sein Blick wanderte einige durchgestrichene und abstruse Notizen bis nach ganz unten.
»Entführen. « Er lachte einmal freudlos auf, schnappte sich dann den Kugelschreiber vom Couchtisch und strich den letzten Punkt mit einem feinen Strich durch.
Das Problem war bei all den Vorgängen dasselbe: Sie setzten voraus, dass er sich ihr näherte und das hatte ein ziemlich abruptes Ende seiner Existenz auf Kohlenstoffbasis zur Folge. Blieb nur die Frage, wie er den Auftrag beschützen sollte, ohne sich ihm zu nähern? Die Antwort war einfach. Gar nicht.
Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Es stand außer Frage, dass er das Risiko in den mütterlichen Zorn zu geraten auf sich nehmen wird.
Eine solche Macht hatte er Elizabeth allerdings nicht zugetraut. Sie war seit fast achtzehn Jahren nicht mehr Teil ihrer Welt, hatte ihre wahre Identität versteckt. Dass sie mit einer solchen Leichtigkeit ihr Büro schützen und ihre Fähigkeiten einsetzen konnte, hatte ihn überrascht. Das gefiel ihm zwar nicht, aber es war eine Herausforderung.
Sein Blick fiel auf den Ring von Isaiah, der vor ihm auf dem Couchtisch lag. Er griff danach, lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Tisch.
Er könnte einfach eine andere Gestalt annehmen, sich mit anderem Aussehen in das Leben des Auftrags mischen.
Vorsichtig strich er über das kühle Metall.
Nein, das würde auch nichts bringen. Das war nicht mal ein besonders guter Plan B. Elizabeth würde es bemerken. Die Frau war wirklich verdammt aufmerksam.
Verärgert verzog er den Mund. Er hatte wirklich schon bessere Ideen gehabt.
Das hieß, beim alten Plan bleiben und mit der Tür ins Haus fallen. Er musste es dem Auftrag erzählen.
Geistesabwesend legte er den Ring zurück auf den Tisch und warf einen Blick auf die Uhr. 12:45h.
Sein Auftrag musste sich jetzt aber etwas gedulden. Zuerst hatte er etwas anderes zu erledigen. Entschlossen stand er auf und schnappte sich seine Jacke.
Es war bereits über eine Woche her, wenn er Recht behielt, müsste sie jetzt bald aufwachen. Und wenn sie es tat, konnte man nur hoffen, dass sich die Theorie, die seiner Meinung nach die einzige Erklärung dafür war, auch bewahrheiten würde.
An der Haustür angekommen hielt er inne. Ein merkwürdiges Kribbeln fuhr ihm den Rücken herunter. Irgendetwas stimmte nicht.
Sofort spürte er, wie sein Körper sich auf die potenzielle Gefahr vorbereitete. Er wurde ruhiger, konzentrierte sich auf Geräusche, Adrenalin rauschte durch seine Adern.
Langsam ging er ein paar Schritte zurück und steuerte vorsichtig das Wohnzimmerfenster an, das nach vorne zur Straße rausging.
Er hielt sich nah an der Wand und schlich ans Fenster. Behutsam zog er den Vorhang ein Stück zur Seite, sodass er einen Blick vor die Haustür werfen konnte.
Auf den ersten Blick war nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Die Sonne stand bereits tief und blendete ihn. Er blinzelte ein paar Mal vorsichtig. Die Straße und Vorgärten waren verwaist. Lediglich zwei Kinder, die gegenüber auf der Wiese Ball spielten, füllten die Nachbarschaft mit Leben.
Am Straßenrand summierten sich die parkenden Autos und verdeutlichten die Massenbevölkerung in dieser menschlichen Stadt. Alles schien normal. Doch das Gefühl ließ ihn nicht los. Er huschte auf die andere Seite des Fensters, um einen besseren Blick in die andere Richtung zu haben. Er sah sich jedes Auto einzeln an. Und plötzlich erblickte er in einem schwarzen Audi, etwas weiter die Straße herunter, zwei Männer. Das Auto verbarg viel, aber die Sonne schien unbarmherzig hinein und somit konnte er ihre muskulöse Statur und die blonden Haare bis hierhin erkennen.
Etwas zu warm, um so lange in einem schwarzen Auto ohne geöffnete Fenster sitzen zu bleiben, stellte er für sich fest. Scheinbar wahllos ließen sie ihre Blicke durch die Fenster des Autos schweifen. Aber ihm entging nicht, dass ihre eisblauen Augen immer wieder auffällig lange an seinem Stockwerk hängen blieben.
Vampire! Na ganz groß! Und die Tatsache, dass sie deutlich mühelos im Sonnenlicht herumsitzen konnten, verriet ihm direkt, wer sie geschickt hatte.
Es hatte also angefangen. Allerdings fühlte er sich etwas beleidigt, auf so klischeehafte Art beschattet zu werden. Das war ja wohl unter seinem–
Plötzlich traf ein paar der eisblauen Augen genau seinen Blick und durchfuhren ihn wie einen Blitz.
Verdammt! Hastig zog er seinen Kopf zurück, jedoch nicht schnell genug. Er hatte ihn auf jeden Fall gesehen.
Als er einen Motor hörte, warf er einen erneuten Blick aus dem Fenster und sah, wie der Fahrer den Audi geschickt aus der Parklücke lenkte und davon fuhr.
Trotzdem zuckte zufrieden ein Grinsen über seine Lippen.
Nun denn. Mögen die Spiele beginnen!