Okay, ich hab einfach drauf los geschrieben. Gedanken une Gefühle, die ich dabei hatte, findet ihr im KommiThread.
Gott, es war so schwer. Ich hoffe, es gefällt.
Frühstück bei Ruby - Cyra-Style
Mit knatterndem Motor stellte Michael seinen treuen alten Transporter ein paar Meter von Rubys Haus entfernt ab und gönnte sich einige Sekunden Auszeit, die Sicht zu bewundern. Es war bloß ein altes Bauernhaus, eigentlich keine Besonderheit, aber es waren die Erinnerungen, die dieses Haus zu einem der schönsten Orte Irlands machten. Ein Zuhause.
Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad. Während der Fahrt hatte er das Gespräch Revue passieren lassen und momentan schien es lächerlich, sie für einen albernen Traum in solch eine Hektik zu versetzen. Seine Ruby war auch nicht mehr die Jüngste.
Lass sie das bloß nicht hören O’Hara.Es nützte alles nichts, jetzt war sie schon aufgescheucht wie eins der Hühner in ihrem Gehege und er war hier. Viel zu lange nicht mehr gewesen. Es war eh wieder Zeit, sie zu besuchen.
Er öffnete knarrend die Tür seines geliebten hellblauen Fords und schritt langsam über die ordentliche Wiese auf das rote Backsteinhaus zu. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er das laubfreie Gras besah. Als würden die Bäume sich nicht einmal trauen, ihren Kompost auf Rubys Grundstück zu hinterlassen. Als wüssten sie, was sie von Ordnung hielt.
Gedankenverloren strich er kurz über die verblühenden Herbstblumen in den Blumenkästen auf den Fensterbänken, während er die frische Herbstluft genoss, als eine vertraute – und nicht ganz so ernst klingende, wie wohl gewollte – Stimme ihn ins hier und jetzt katapultieren.
„Michael O’Hara, du rufst mich beinahe mitten in der Nacht in panisch und jetzt muss ich nicht nur auf dich warten, sondern darf dir auch noch dabei zusehen, wie du versuchst die Blumen per Handauflegen wiederzubeleben?“
Michael lachte hörbar auf, gab ihr einen liebvollen Kuss auf die Stirn und strich ihre eine graue Strähne aus dem Gesicht, die sich gelöst hatte. „Ich bewundere nur deinen grünen Daumen.
„Und auch noch frech werden.“ Sie schüttelte den Kopf, winkte ihn dann aber rein und lief gleich weiter in die Wohnküche.
Im Kachelofen knistere ein warmes Feuer, das die Gemütlichkeit dieses mit Erinnerungen gefüllten Hauses nur verdoppelte. Der vertraute Geruch von Ebereschenholz ließ Michael erneut schmunzeln, während er sich an den gedeckten Tisch setzte. Trotz der herrgottsfrühe versorgte sie ihn immer noch.
Eberesche. Als wüsste Ruby nicht, dass ihr Ruf zur Vertreibung von Dämonen und böse Geistern nur ein Mythos wäre. Aber Tradition ist Tradition, und Tradition ist Ruby.Wie aufs Stichwort drehte sie sich ihm mit einer großen, dampfenden Pfanne in der Hand zu. Der Geruch von Eiern und Speck vermischte sich mit der Eberesche und er merkte erst jetzt, wie hungrig er eigentlich war.
Ruby schippte ihm eine ordentliche Portion auf, von der mindestens das Dreifache noch in der Pfanne zurückblieb.
„Hast du vor mich aus Strafe zu mästen?“
„Mein Lieber, wir wissen beide, dass die übertrieben Zufuhr an Nahrung für dich weniger Strafe, als Himmelsgeschenk wäre. Und jetzt iss, bevor es kalt wird.“
Dem konnte – und wollte – er nicht widersprechen und so griff er zur Gabel, um sich beherzt einen Bissen zu nehmen. Wunderbar. Es gab nichts Besseres, als Essen von Ruby.
„So.“ Sie setzte sich neben ihn an den Tisch und schenkte ihm eine heiße Tasse Tee ein. Dem Geruch zu Folge Salbei. „Und du brauchst gar nicht zu fragen, dein Teufelsgebräu betritt mein Haus in keinem Zustand. Trink deinen Tee, das tut dir gut.“
Sie stellte die Kanne vorsichtig auf einen gehäkelten Untersetzer und blickte ihm dann ernst in die Augen.
„Bitte. Ich höre.“
Ja, sie hörte. Es war immerhin er gewesen, der sie panisch wie ein Kleinkind angerufen hatte, weil er einen Albtraum gehabt hatte.
Ein Albtraum? Nicht wirklich. Er wusste es einfach. Das war kein Traum, zumindest kein Gewöhnlicher. Es war so … real gewesen. Noch immer spürte er die Kälte der Regentropfen auf seiner Haut und hörte das schrille Schluchzen der jungen Frau.
„Dieser Traum, Ruby, er war … anders." Er rang nach den richtigen Worten. Wie sollte er das bloß beschreiben? „Es war beinahe real.“ Der Nebel, der ihm die Sicht verschleierte, Regen, der auf seine Haut auftraf, ihn durchnässte und bis auf die Knochen zu fallen schien. Ein Pfad, sich windend durch den Nebel, und ein See. Ein See mit einer Frau, schluchzend, weinend. Blut weinend. Surreal, aber kein Traum.
„Die ganze Stimmung war so merkwürdig. Ich fühlte mich, als wäre ich wirklich da, und es war kein Ort den ich jemals gesehen habe. Ich glaube nicht einmal, dass es ein Ort ist, der hier existiert.“
Ruby hatte aufmerksam zugehört, schien ihn zu verstehen. „Du meinst, es war in der Anderswelt?“ Ihre Stimme klang ernst und aufgeschlossen. Sie würde sich niemals über so etwas lustig machen.
Er nickte. „Ich glaube schon. Die ganze Stimmung, die Umgebung. Die junge Frau, wie sie da am See kniete. Sie hat Blut geweint, ihr Haar war strähnig, nass, vielleicht vom See. Ihr weißes Kleid hing schlaff von ihrem dünnen Körpern und sie selbst war … totenblass.“
Mit zitternden Händen griff Ruby nach ihrer Tasse und trank einen Schluck. Es ging ihr nah, das sah er. Und es beunruhigte ihn. Ruby war tough, stark, von nichts aus der Ruhe zu bringen, außer vielleicht von Unordnung in ihrem Haus.
Als sie die Tasse wieder abstellte, sah sie ihn eindringlich an. Ihre Augen wirkten groß in dem blassen Gesicht, sprachen von Sorge und …. Angst? „Und was sagt dir dein Traum? Was sagt dir dein Gefühl, dein Wissen?“
Er musste schlucken, hörte seinen Puls im Kopf pochen. Vorsichtig legte er die Gabel ab und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken.
Kann es sein? Es kann. Aber es darf nicht… „Banshee.“ Flüsterte er nur und schaute vorsichtig zu Ruby. Ihre zusammengepressten Lippen bestätigten seine Vermutung.
Das war schlecht. Sehr schlecht. Aber er wusste, er hatte Recht. Er hatte es von Anfang an gewusst, aber nicht wahrhaben wollen. Denn eine Banshee kam nur zur Übermittlung
einer Nachricht: Jemand aus seiner Familie befand sich in tödlicher Gefahr.
Verdammte Scheiße!